Geschichtliches

Entstehung der Bagua Kunst


Die Daoisten praktizierten schon in alter Zeit rituelle Kreistänze in ihren Klöstern, von denen einige Choreographien erhalten sind. Es ist wahrscheinlich, dass DONG HAI QUAN, der mutmaßliche Gründer des Baguazhang, diese Praktiken der Daoisten kannte und während des Aufbaus seiner Kunst vom rituellen Kreis ausging, um die einzelnen Techniken einzufügen.

Dasselbe ist von den Handformen zu sagen, die auf altüberlieferte "Mudras" zurückgehen könnten. Alle seine Schüler hatten bereits vielfältige Erfahrungen in den Kampfkünsten, keiner fing als Anfänger mit Baguazhang an.

Da DONG HAI QUAN kein System unterrichtete, sondern immer von den jeweiligen Fähigkeiten seiner Schüler ausging, ist es nicht verwunderlich, dass es eine unübersehbare Vielfalt an Stilen und Formen gibt. Die Meisterschüler entwickelten das Wissen des Meisters weiter und verschmolzen es mit den Techniken der Stile ihrer Herkunft, ganz im Sinne des "I Ging", wonach einzig die Wandlung es ist, die sich nicht wandelt.

In der Legende heißt es, dass der berühmte Xingyi-Meister GUO YUNSHEN (s. Bild rechts) den Bagua-Begründer DONG HAI QUAN gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Zweikampf herausforderte.

 

Nach einem dreitägigen Kampf wurde GUO besiegt. Danach wurden sie Freunde fürs Leben und unterrichteten ihre Kunst gemeinsam.

 

 

Die wichtigsten Stile und ihre Begründer:

Unter Baguazhang sind vier wichtige Stile gegliedert, die nochmals eigene Unterstile  enthalten.

Der bekannteste und größte von ihnen wird als Baguazhang bezeichnet und stammt direkt von DONG HAI QUAN aus Hebei, der ihn im 19. Jahrhundert gründete. Bereits zu seinen Lebzeiten entwickelten sich daraus 5 Unterstile, die von seinen 72 Schülern weitergeführt wurden:

 

-> Yin-Stil, von YIN FU (1842-1911)

-> Cheng-Stil, von CHENG TING HUA (gest. 1900)

-> Ma-Stil, von MA WEIQI

-> Song-Stil, von SONG CHANG RONG

-> Liu-Stil, von LIU FENGCHUN (1853-1922)

Die drei anderen Stile des Baguazhang sind außerhalb Chinas unbekannt. Der erste "Yin & Yang Baguazhang" wurde von LI CHENG QING (1830-1900) aus Hebei gegründet und hat wahrscheinlich den gleichen Ursprung wie der Stil von DONG HAI QUAN.

Der nächste Stil heißt "Yin & Yang Baguazhang" und wurde bis zur heutigen Zeit in der Familie TIAN aufbewahrt. Er wurde von TIAN RU HONG (16. Jahrhundert) aus Hebei gegründet, der von den Kampfkünsten aus Sichuan beeinflusst wurde.

Die heutige Situation

 

Viele der einzelnen Stile und überlieferten Formen haben sich in China und vorallem in Taiwan erhalten. Über LU SHUI TIEN kam das Bagua nach Korea und über WANG SHUCHIN nach Japan. Die Situation im westlichen Ausland ist schwierig einzuschätzen. Während es hervorragende Lehrer in Nordamerika gibt und dort bereits 1972 ein erstes Buch von Robert W. Smith erschien, ist die Situation im deutschsprachigem Raum ungleich ungünstiger.

Es besteht bislang nur ein kleiner Kreis von Bagua Schülern in Deutschland, der einem riesigen Kreis von Taijiquan-Interessenten gegenübersteht.

Es wird bis dahin nur eine Frage der Zeit sein bis sich der Interessenten-Kreis vergrößert, da Baguazhang zu den ästhetisch reizvollsten chinesischen Kampfkunstsystemen gehört, ohne die kampfrelevanten Substanzen verloren zu haben.

Bleibt zu hoffen, dass Bagua, wenn auch langsam, den Weg nach Europa finden wird.

Zitat des Monats:

von Guillaume du Vair

"Es heißt ein Unrecht an dem Menschen begehen, der geschaffen ist, alles zu sehen und alles zu erkennen, wenn man ihn an eine einzelne Stelle bindet. Jedes Stück Erde ist Land für den Vernünftigen… Gott hat uns die Erde gegeben, dass wir sie alle in Gemeinschaft genießen, freilich mit der Pflicht, anständige Menschen zu bleiben."

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